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Samstag, 21 Dezember 2024
19 Sep 2019
Rhein-Kreis Neuss - Zum 12. Mal haben der Rhein-Kreis Neuss, die Sparkasse Neuss und die Creditreform Neuss mit dem Mittelstandsbarometer eine repräsentative Umfrage zur konjunkturellen Lage des Mittelstands im Rhein-Kreis Neuss vorgelegt. Hierzu wurden von Ende Juni bis Anfang August 2019 wieder insgesamt 500 Unternehmen in den acht Kommunen des Kreises telefonisch befragt. Das Sonderthema befasst sich auch in diesem Jahr mit der Innovationstätigkeit der regionalen Unternehmen.
Das Geschäfts- und Konjunkturklima der Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss bleibt auch im Frühsommer 2019 in einer konjunkturellen Boomphase. Der regionale Geschäftsklima-Index sinkt mit 135 Punkten zum zweiten Mal nur leicht (2018: 137 Punkte; - 2 Punkte). Das regionale Geschäfts- und Konjunkturklima macht erneut eine „Seitwärtsbewegung“ auf hohem Niveau und liegt damit rund 5 Punkte über dem Bundeswert (2019: 130 Punkte; - 4 Punkte). Die Geschäftslage und Geschäftserwartungen der Unternehmen verbleiben auf hohem Niveau, werden aber leicht negativer als vor Jahresfrist beurteilt. Die Erwartungen für die mittlere Zukunft sind weiterhin positiver, haben sich aber stärker eingetrübt als die aktuellen Lageurteile.
Eine spürbare und nachhaltige konjunkturelle Eintrübung ist im Rhein-Kreis Neuss trotz der zahlreichen externen global-ökonomischen und auch politischen Unsicherheitsfaktoren von der US-Handelspolitik bis hin zum immer wahrscheinlicheren ungeordneten Brexit bisher nicht eingetreten. Der aktuelle Klima-Index zeigt im zeitlichen Verlauf der Umfrage einen leichten Abwärtstrend, der allerdings schwächer ausfällt als angesichts des bundesweiten Negativtrends zu erwarten war. Die aktuellen Ergebnisse verdeutlichen, dass der Konjunkturboom in der regionalen Wirtschaft der letzten Jahre robust und nachhaltig war.
„Die Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss bleibt 2019 im konjunkturellen Spätsommer“, so André Becker, Mitglied der Geschäftsführung von Creditreform Düsseldorf / Neuss. „Ein befürchteter Konjunktureinbruch ist in der regionalen Wirtschaft, entgegen allen Befürchtungen, bislang erneut ausgeblieben – offensichtlich haben die konjunkturellen Tiefdruckgebiete, die die Stimmung der Unternehmen bundes-, europa- und weltweit eintrüben, die Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss noch nicht erreicht.“
Bislang zeigt sich das Konjunkturklima im Sommer 2019 in allen Kommunen des Rhein-Kreis Neuss mehr als freundlich, auch wenn sechs von acht Kommunen Rückgänge des Geschäftsklimas aufweisen. Alle Kommunen verbleiben bei Werten über 130 Punkten deutlich im positiven Bereich und somit in einer „konjunkturellen Boomphase“. Das Konjunkturklima ist in diesem Jahr in Jüchen, Meerbusch und Dormagen am besten – in Jüchen mit deutlichen Zugewinnen und in Dormagen trotz deutlichem Rückgang. Korschenbroich und Rommerskirchen weisen die stärksten Verluste auf. Die Wirtschaft in der Stadt Neuss bleibt mit 134 Punkten stabil.
Die Konjunkturdaten der Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss bleiben trotz leichter Eintrübung auch im sechsten Jahr in Folge im positiven Bereich. Dies zeigen auch weitere Indikatoren. So erreicht die Investitionsbereitschaft der regionalen Unternehmen im Frühsommer 2019 einen neuen Höchststand. Mittlerweile geben zwei von drei Unternehmen an (65 Prozent; + 2 Punkte), in den nächsten 12 Monaten investieren zu wollen. Erfreulich ist, dass in diesem Jahr deutlich mehr regionale Unternehmen auf Innovationsinvestitionen (28 Prozent; + 6 Punkte) setzen, als in den letzten Jahren. Das letzte Mal erreichten Innovationsinvestitionen in den Jahren 2008 und 2009 Werte von 30 Prozent und mehr, als die letzte große Finanz- und Wirtschaftskrise bewältigt werden musste. Zudem ist die Insolvenzgefährdung der Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss weiter gesunken. Diese verbleibt dank guter konjunktureller Lage im „dunkelgrünen Bereich“ – Klassifikation „sehr geringes Ausfallrisiko“. Und auch die Firmenpleiten sind im 1. Halbjahr 2019 um rund fünf Prozent zurückgegangen. Das Thema Fachkräftemangel hat leicht an Bedeutung verloren. Dennoch beklagen immer noch mehr als die Hälfte der regionalen Unternehmen (57 Prozent; - 4 Punkte), dass der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern die Wachstums- und Entwicklungschancen des eigenen Unternehmens behindert.
Im Gleichklang hat sich auch die „Zahlungsmoral“ der Unternehmen im Rhein- Kreis Neuss nach Angaben des Creditreform Debitorenregisters Deutschland (DRD) in den letzten 12 Monaten nochmals verbessert. Gleiches gilt für die Kreditvergabebereitschaft der Kreditinstitute, die von den Unternehmen nochmals leicht positiver bewertet wird als im letzten Jahr. Zudem bleibt das Finanzierungsumfeld, speziell für Bankkredite, für die regionalen Unternehmen positiv. „Verstehen beginnt für uns mit Zuhören – deshalb unterstützen wir auch in diesem Jahr wieder gerne die Umfrage des Mittelstandsbarometers. Wir engagieren uns leidenschaftlich für den Erfolg unserer Kunden und tragen dazu bei, dass der Rhein Kreis Neuss ein besonders attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt. Für die Unternehmen in der Region stellen wir einfach und schnell Kredite bereit und schaffen wertvolle Netzwerke“, so Dr. Volker Gärtner, Vorstandsmitglied der Sparkasse Neuss.
Die Wertschätzung des Rhein-Kreis Neuss als Unternehmensstandort hat im Frühsommer 2019 von hohem Niveau aus zugenommen. 91 Prozent der regionalen Unternehmen würden den Rhein-Kreis Neuss anderen Unternehmen als „Unternehmensstandort empfehlen“ (+ 4 Punkte). Zugleich hat die Bekanntheit der Beratungs- und Dienstleistungsangebote der Wirtschaftsförderungen im Rhein-Kreis Neuss zum dritten Mal in Folge zugenommen (56 Prozent; + 4 Punkte). Hingegen haben sich die Bewertungen der Beratungs- und Dienstleistungsangebote der Wirtschaftsförderungen im Rhein-Kreis Neuss im Jahresvergleich leicht verschlechtert, verbleiben aber deutlich im guten Benotungsbereich. Knapp 60 Prozent der regionalen Unternehmen vergeben im Sommer 2019 gute und sehr gute Schulnoten (- 5 Punkte).
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke ordnet die aktuellen Ergebnisse ein: „Es ist schon erstaunlich. Unsere Wirtschaft boomt gegen den Bundestrend weiter. Die Auftragsbücher der Unternehmen aus dem Rhein-Kreis Neuss sind weiterhin voll, die Investitionsneigung hat einen neuen Spitzen-wert erzielt und das Innovationsklima in unserer Region kann weiterhin als sehr gut eingestuft werden. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht in den Abwärtssog der internationalen Handelsstreitigkeiten gezogen werden. Die Rahmenbedingungen werden schwieriger und wir müssen mit unseren Angeboten der Wirtschaftsförderungen Hilfestellungen geben, so gut es geht. Die aktuelle Untersuchung zeigt: Noch nie haben so viele Unternehmen angegeben, diese auch zu kennen.“
Die Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss zeigen sich auch 2019 auf vielfältige Art und Weise innovativ. Mittlerweile geben rund 88 Prozent der befragten Unternehmen (+ 6 Punkte) an, „in den letzten zwei Jahren Innovationen, beispielsweise bei Produkten, Technologien, Dienstleistungen oder in der Unternehmensorganisation“ entwickelt zu haben. Dabei wurden 2019 die meisten „neuartigen und nachhaltigen Verbesserungen“ von den Unternehmen im Dienstleistungsbereich (46 Prozent; + 4 Punkte) und in den Organisationsstrukturen (45 Prozent; - 1 Punkt) erbracht. Das Thema Innovation hat bei den Unternehmen eine weiter zunehmend „große bis sehr große Bedeutung“. Dies gilt sowohl bei der Entwicklung von Produkten als auch bei Arbeitsprozessen. Zudem gilt auch 2019 fast durchgehend: Fachkräftemangel ist bei innovativen Unternehmen stärker ausgeprägt als im Durchschnitt. Zudem ist die Investitionsbereitschaft bei innovativen Unternehmen überdurchschnittlich stark ausgeprägt.
Die meisten regionalen Unternehmen geben an, „ihre Mitarbeiter systematisch in die Entwicklung neuartiger Produkte und Arbeitsprozesse einzubinden“ (Top 2-Zustimmung: 66 Prozent; + 2 Punkte). Für knapp die Hälfte der Unternehmen ist die betriebliche Innovationsfähigkeit ein „Kernziel der Unternehmensphilosophie“ (48 Prozent; - 1 Punkt). Und rund 44 Prozent der Unternehmen planen Innovationen „langfristig und umfassend“ (- 1 Punkt). 39 Prozent präferieren zugleich eine „angemessene Budgetierung von Innovationen“ (± 0 Punkte) und 17 Prozent halten eine „Konzentration der Entwicklung von Innovationen in speziellen Abteilungen“ für sinnvoll (+ 4 Prozent). Etwa jedes fünfte Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss zeigt aktuell eine „große Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Start-Ups“ (20 Prozent). Zudem bleibt auch das Innovationsklima im Rhein-Kreis Neuss im Frühsommer 2019 sehr positiv, auch wenn es sich, wie das Geschäftsklima, leicht eingetrübt hat. Knapp die Hälfte der regionalen Unternehmen berichtet, dass ihre Innovationstätigkeit in den letzten zwei Jahren gestiegen ist (46 Prozent; - 7 Punkte) oder in den nächsten zwei Jahren weiter steigen wird (47 Prozent; - 4 Punkte).
Die Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss befindet sich bereits im sechsten Jahr im „konjunkturellen Dauerboom“. Die optimistische Prognose des Vorjahres („Die regionale Konjunktur weiter auf Rekordniveau – beste Potenziale, Trenddynamik ist trotz Seitwärtsbewegung intakt und robust“) hat sich mit der erneuten Seitwärtsbewegung des regionalen Geschäftsklima-Index bestätigt. Die Daten zeigen aber offensichtlich auch, dass das konjunkturelle „Dauerhoch“ in der Region seinen Zenit überschritten hat, allerdings liegt der aktuelle Geschäftsklima-Index weiterhin deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Die Auftragsbücher der Unternehmen sind weiterhin gut gefüllt, bei allerdings für die nächsten Monate zurückgehenden Auftrags-, Umsatz- und Ertragserwartungen. Einzig das „Personalklima“ zeigt einen leichten Aufwärtstrend. Zudem haben sich die Geschäftserwartungen stärker eingetrübt als die Bewertungen der aktuellen Geschäfts-lage. Auffällig ist, dass die Wirtschafts- und Konjunkturlage der Unternehmen in der Region merklich positiver bleibt als in der bundesdeutschen Gesamtwirtschaft, wo die konjunkturelle Abkühlung schon breiten Raum ergriffen hat.
Vor dem Hintergrund der deutlichen Negativbeschreibung der aktuellen Konjunkturlage in der bundesdeutschen Wirtschaft und des weiterhin vorhandenen ökonomischen und politischen Krisenpotenzials der vergangenen zwölf Monate mögen die aktuellen Ergebnisse des 12. Mittelstandsbarometers Rhein-Kreis Neuss überraschen. Ein befürchteter Konjunktureinbruch ist in der regionalen Wirtschaft allen Unkenrufen zum Trotz bislang ausgeblieben – offensichtlich haben die konjunkturellen Tiefdruckgebiete die Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss noch nicht erreicht. Allerdings haben sich die Prognosen der bundesweiten Konjunkturforschung für die mittlere Zukunft der deutschen Wirtschaft fast durchgehend eingetrübt. Eine Rezession sei demnach unausweichlich, die Frage scheine nur, wie lange und wie heftig diese ausfallen wird. Allerdings ist das strukturelle Fundament der regionalen Wirtschaft auch in diesem Jahr solide, die Konjunkturlage besser als erwartet und Investitionsbereitschaft und Innovationspräferenzen der regionalen Unternehmen deuten auf ökonomischen Optimismus und Gestaltungswillen.
Über das Mittelstandsbarometer
Das Mittelstandsbarometer Rhein-Kreis Neuss ist 2008 auf Initiative
von Creditreform Neuss, dem Rhein-Kreis Neuss und der Sparkasse Neuss ins Leben gerufen worden. Ziel der regelmäßigen Umfragen ist, den „Puls“ der mittelständischen Wirtschaft in unserer Region zu erfühlen. Hierzu wird unter anderem erfragt, wie die hiesigen Unternehmen ihre derzeitige Geschäftssituation und die Aussichten für die nächsten Monate beurteilen. Zusätzlich wird jedes Jahr ein Sonderthema abgefragt. Die Umfrageergebnisse werden der Öffentlichkeit auf einer Pressekonferenz sowie auf weiteren Veranstaltungen vorgestellt.
Quelle-Foto: MGB(Media Group Barber)