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Dienstag, 15 Oktober 2024
15 Okt 2021
Mainz(ots) - Fast drei Wochen nach der Wahl dauern die Sondierungsgespräche zwischen SPD, Grünen und FDP an. Eine formale Entscheidung, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen, ist noch nicht gefallen. Die Koalitionspräferenzen in der Bevölkerung sind dabei recht eindeutig: Eine Regierung aus SPD, Grünen und FDP fänden 62 Prozent aller Befragten gut, 16 Prozent wäre es egal und 19 Prozent fänden das schlecht (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht"). Eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, Grünen und FDP wird mehrheitlich (schlecht: 64 Prozent) ebenso deutlich abgelehnt wie eine Koalition aus SPD und Union (schlecht: 63 Prozent).
Große Unterstützung für einen Kanzler Olaf Scholz
Drei Viertel aller Befragten finden es gut, wenn Olaf Scholz Kanzler wird. Das sehen deutliche Mehrheiten der SPD-, Grünen-, FDP- und Linke-Anhänger so, aber auch 55 Prozent in der Unions-Anhängerschaft.
Problematische Themen für mögliche Koalitionsverhandlungen
88 Prozent aller Befragten erwarten, dass es zur Ampel-Koalition kommen wird (nicht kommen: 7 Prozent). Für die möglicherweise bald beginnenden Koalitionsverhandlungen gibt es besonders in der Finanz- und Steuerpolitik erhebliche Differenzen zwischen SPD und Grünen einerseits und der FDP andererseits. Dies spiegelt sich auch in den Antworten der Befragten: Wenn der Staat jetzt angesichts der politischen und wirtschaftlichen Lage zusätzliche Schulden aufnehmen würde, fänden das 41 Prozent gut und 53 Prozent nicht gut. Für eine Erhöhung der Staatsschulden sprechen sich insbesondere Mehrheiten bei den Anhängern der Grünen (67 Prozent) und der Linken (57 Prozent) aus, während dies bei den SPD-Anhängern eher umstritten ist (dafür: 45 Prozent). Bei den Anhängern der CDU/CSU, der FDP und der AfD ist nur jeweils knapp ein Viertel für zusätzliche Schulden.
Eine stärkere Besteuerung hoher Einkommen findet hingegen die Zustimmung bei 75 Prozent aller Befragten, 21 Prozent sind dagegen. Selbst bei den Anhängern der CDU/CSU (62 Prozent) und der FDP (52 Prozent) sind Mehrheiten für eine entsprechende Steuererhöhung.
Projektion
Angesichts der deutlichen Koalitions-Präferenzen verwundert es nicht, dass der große Vorsprung der SPD vor der Union erhalten bleibt: Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die SPD auf 28 Prozent (unverändert), die CDU/CSU könnte mit 19 Prozent (minus 1) rechnen, die Grünen kämen auf 17 Prozent (plus 1), die FDP auf 13 Prozent (unverändert), die AfD auf 11 Prozent (plus 1) und die Linke auf 5 Prozent (unverändert). Die anderen Parteien erhielten zusammen 7 Prozent (minus 1), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erreichen würde.
Zukunft der Union
Dass die Union noch länger in ihrem Tief verharren wird, glauben 63 Prozent, nur 32 Prozent sehen das nicht so. Die Anhänger der Union sind da etwas optimistischer, aber auch hier gehen 39 Prozent von einer langen Durststrecke für ihre Partei aus und 55 Prozent glauben an eine baldige Erholung.
Top Ten
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung ("Was halten Sie von?") liegt Angela Merkel weiterhin auf Platz eins mit einem Durchschnittswert von 2,3 (Okt. I: 2,3) auf der Skala von +5 bis -5. Es folgen Olaf Scholz mit 2,0 (2,2), Manuela Schwesig mit 1,8, die jetzt wieder zu den zehn wichtigsten Politiker/innen gerechnet wird, Robert Habeck mit 1,7 (1,6), Christian Lindner mit 0,9 (1,0), Markus Söder mit 0,5 (1,1), Annalena Baerbock mit 0,4 (0,4), Jens Spahn mit minus 0,1 (0,0), Friedrich Merz mit minus 0,4 (minus 0,2) und Armin Laschet mit minus 1,3 (minus 1,2).
Aktuelle Corona-Lage
Durch Corona fühlen sich jetzt mit 40 Prozent wieder etwas mehr Befragte gesundheitlich gefährdet als vor zwei Wochen (31 Prozent). 57 Prozent halten ihre Gesundheit nicht für gefährdet. Im kommenden Winter erwarten 51 Prozent eine neue Coronawelle, die zu deutlich höheren Infektionszahlen führen wird, 45 Prozent rechnen damit nicht. Wenn in Restaurants, im Freizeit- und Kulturbereich deutschlandweit die 2G-Regel eingeführt würde, also dann nur Geimpfte und Genesene dort Zutritt bekommen sollen, finden das 62 Prozent aller Befragten gut, 36 Prozent nicht gut. Auch die neu eingeführte Kostenpflicht für Corona-Schnelltests für Erwachsene, die sich impfen lassen könnten, halten 71 Prozent für richtig, 28 Prozent sehen das nicht so.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 12. bis 14. Oktober 2021 bei 1.329 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: SPD: 33 Prozent, CDU/CSU: 17 Prozent, Grüne: 22 Prozent, FDP: 13 Prozent, die AfD: 6 Prozent, die Linke: 4 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 29. Oktober 2021. Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen
Quelle-Grafik: ZDF/Forschungsgruppe Wahlen