Stickoxidbelastung in Kapellen so hoch wie in Düsseldorf

Stickoxidbelastung in Kapellen so hoch wie in Düsseldorf

12 Apr 2018

Kapellen - Die Belastung der Atemluft mit Stickstoffdioxid (NO2) liegt auf der Talstraße in Grevenbroich-Kapellen nach aktuellen Messungen bei 32,1 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter (µg NO2/m³). Die NO2-Belastung erreicht damit nahezu das Niveau großer Hauptverkehrsstraßen in Düsseldorf wie z. B. Kaiserswerther- (32,6) oder Münsterstraße (33,2). "Im Februar wurden die gesundheitsgefährdenden Auswirkungen des enorm hohen Verkehrsaufkommens auf der Talstraße erstmals offiziell festgestellt", klagt Leo Krüll, Pressesprecher der Bürgerinitiative pro Ortsumfahrung Kapellen-Wevelinghoven (pro O e. V.), an: "Jetzt sind Politik und Verwaltung gefordert, die Belastungen für die Anwohner zu verringern." Auch die extreme Lärmbelastung der Anwohner durch vollbeladene aus dem Gewerbegebiet durchfahrende LKWs ab 23.00 bis 10:00 ist nicht mehr auszuhalten!

Nach aktuellen Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) "müssen gesundheitsrelevante Wirkungen von NO2 ab einer langfristigen durchschnittlichen Exposition von 20 µg/m³ kalkuliert werden". Fahrverbote für Dieselfahrzeuge dürfen ab 40 µg NO2/m³ ausgesprochen werden. In der "Verordnung über Luftqualitätsstandards und Emissionshöchstmengen" ist ein Jahresgrenzwert von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist.

Im Februar 2018 hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit vielen hundert freiwilligen Helfern einen Monat lang an 559 Orten in Deutschland die Stickstoffdioxid-Belastung gemessen. Heiko Ziemann, ein umweltbewusster Kapellener Bürger, hatte sich um die Teilnahme an der Messaktion der DUH "Decke auf, wo Atmen krank macht" beworben und den Zuschlag erhalten. Mit Unterstützung von pro O wurde am 1. Februar ein sog. Passivsammler an der Talstraße in Kapellen angebracht. Passivsammler sind kleine Röhrchen, in denen sich eine chemische Substanz befindet, die die Messkomponente (in diesem Fall Stickstoffdioxid, NO2) bindet. Nach vier Wochen wurden die Röhrchen verschlossen und an die DUH zurückgesandt. Die Auswertung erfolgte bei dem akkreditierten Schweizer Labor Passam AG.

Die ermittelten Messwerte bilden nicht den Jahresmittelwert ab, sondern einen Durchschnittswert für den Zeitraum der Messaktion. Dieser liegt nach den Erfahrungen bislang durchgeführter Messungen aber meist nahe am Jahresdurchschnitt und lässt deshalb durchaus Rückschlüsse auf das gesamte Jahr zu. Aufgrund des starken Kälteeinbruchs während der Hälfte des Messzeitraums liegt der von den Passivsammlern ermittelte Wert aber um etwa zehn Prozent unter dem tatsächlichen Wert. Das haben Referenzmessungen an den offiziellen Messstationen und der Vergleich mit den Februar-Messungen des Umweltbundesamtes (UBA) bestätigt. Entscheidend ist aber nicht die Messdauer, sondern der genaue Standort, an dem gemessen wird. Alle Ergebnisse der Februar-Messaktion hat die DUH auf der Internetseite https://www.duh.de/abgasalarm/ veröffentlicht.

Die Bürgerinitiative pro O e. V. macht deutlich, dass (Diesel- oder Lkw-) Fahrverbote das Problem nicht langfristig lösen können: "Nur die Realisierung der Ortsumfahrung L361n kann die Verkehrsprobleme vor Ort – also an allen Durchfahrtsstraßen in Kapellen und Wevelinghoven – nachhaltig lösen," stellt Krüll fest. "Die L361n ist alternativlos, und deshalb werden wir weiter für den Bau dieser Entlastungsstraße kämpfen!" (gemeinsam handeln – pro O)

Foto:Bürgerinitiative pro O e. V.

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